Reverse Recruiting - Die Zukunft der Personalbeschaffung 16.08.2021

Früher lösten Bewerbungen und Vorstellungsgespräche bei Arbeitsuchenden blanke Panik aus. Denn auf interessante Stellenausschreibungen bewarben sich in der Regel viele potenzielle Kandidat*innen, welche in einem unerbittlichen Konkurrenzkampf um die angestrebte Stelle buhlten.

Allerdings macht sich allmählich infolge des Fachkräftemangels in bestimmten Branchen ein Wandel bemerkbar. Wo sich einst Personaler*innen aus einem unendlichen Pool an qualifizierten Interessent*innen stets die Besten herauspickten, steigen aktuell die Zahlen der unbesetzten Arbeitsstellen immer weiter an.

Infolgedessen können klassische Anreize wie ein hohes Einkommen, flexible Arbeitszeiten, Firmenwagen o. Ä., die begehrten Bewerber*innen längst nicht mehr ködern, was wiederum die Arbeitgeber zu einem Umdenken und Handeln zwingt.

Da außergewöhnliche Situationen außergewöhnliche Maßnahmen erfordern, entsteht ein innovativer Trend in der Personalbeschaffung - Reverse Recruiting: Anstelle der Bewerber*innen bewirbt sich nun der Arbeitgeber um die geeigneten Arbeitnehmer*innen!

Reverse Recruiting Titelbild

 

 

1. Was führte zu einer Veränderung in der Personalbeschaffung?

In gewissen Branchen ist längst ein eklatanter Fachkräftemangel festzustellen, der auch auf längere Sicht ein großes Problem darstellen wird. Besonders betroffen ist die sogenannte “MINT-Branche.” Diese umfasst weitläufig alle Berufe, die mit den Bereichen Mathematik, Informatik, Technik und Naturwissenschaften einhergehen. Ebenso dringend werden Pflegekräfte, Ärzte sowie Fachkräfte in den Bereichen Bau, Ernährung, Transport & Verkehr benötigt.

Darüber hinaus sollten Unternehmen im Blick behalten, dass die sogenannten “Millennials” bzw. “Generation Y” und die darauffolgende “Generation Z”, andere Vorstellungen über die Gestaltung des eigenen Lebensentwurfs sowie über berufliche Ziele besitzen als die vorherigen Generationen.

Für sie bilden neben der klassischen Mitarbeitervergütung, weitere Jobvoraussetzungen die Kriterien eines geeigneten Arbeitgebers. Dazu zählen eine kollegiale Zusammenarbeit mit flachen Hierarchien, Work-Life-Balance (die Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben), ein ethisches und nachhaltiges Unternehmenskonzept (Diversität, Ökologie etc.) und letztlich die freie Entfaltung der eigenen Persönlichkeit. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass die neuen Generationen an erster Stelle als Individuen wahrgenommen werden und sich mit den Werten des Unternehmens identifizieren möchten.

Um somit dem Mangel an gut ausgebildeten Nachwuchskräften entgegenzuwirken und für die nachfolgenden Generationen attraktiv zu bleiben, werden neue Ansätze und Strategien in der Personalbeschaffung entwickelt, die immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Heutzutage steht Active Sourcing hoch im Kurs. Damit wird das direkte Anwerben potenzieller Kandidat*innen mittels eines Headhunters oder durch den Arbeitgeber selbst gemeint. Dabei wird diese Strategie größtenteils digital über Karrierenetzwerke wie beispielsweise Linkedin oder persönlich auf Jobmessen eingesetzt. Sie verspricht bereits eine hohe Erfolgsquote. Allerdings gehen HR-Experten davon aus, dass Reverse Recruiting die Zukunft der Personalbeschaffung wird. Hierbei kann Reverse Recruiting als erweiterte Form des Active Sourcing verstanden werden.

Weiterführende Informationen:

 

2. Reverse Recruiting Portale

Im Reverse Recruiting bewirbt sich das Unternehmen um geeignete Arbeitskräfte, welche nun als Entscheidungsträger agieren.

Der Arbeitgeber kann auf speziellen Reverse Recruiting Portalen wie z.B. finest-jobs oder 4scotty den Kontakt zu begehrten Arbeitnehmer*innen herstellen. Dabei legen Jobinteressenten lediglich ein Profil mit gezielten Informationen an. Auf diese Weise erhalten die Unternehmen die Möglichkeit, die geeigneten Fachkräfte nach Gehaltsvorstellung, Arbeitsort und spezifischen Qualifikationen etc. zu filtern.

Darüber hinaus bieten diese Portale gewisse Einstellungen an, die eine Zusammenkunft begünstigen oder stattdessen unterbinden. So können die Kandidat*innen mithilfe der Blacklisting-Technologie bestimmen, welche Unternehmen sich überhaupt bei ihnen bewerben können. Dies ist besonders wichtig, wenn man vom derzeitigen Arbeitgeber nicht ertappt werden möchte.

Besteht ein gegenseitiges Interesse, geben die Unternehmen wichtige Informationen über die zu vergebende Stelle wieder. Dies wird in der Regel per E-Mail oder geradewegs über den "Bewerben-Button" auf der jeweiligen Reverse Recruiting Seite realisiert. Dabei sind dieselben Bewerbungsregeln einzuhalten, die einst für die Bewerber*innen galten.

Dementsprechend sollten die relevanten Informationen, wie beispielsweise die Benefits der Unternehmenskultur oder die vielseitigen Karriereoptionen des Unternehmens gut aufbereitet werden, die im besten Fall zusätzlich noch mit Bildern und/oder einem Video hervorgehoben werden.

Das Anschreiben sollte explizit an die potenziellen Arbeitnehmer*innen gerichtet sein, wobei die Recruiter auf ihre individuellen Fähigkeiten eingehen und diese mit der zu vergebenden Stelle in Beziehung setzen sollten. Somit gelten Massenmails oder Flüchtigkeitsfehler als absolute No-Gos in diesem Personalbeschaffungsprozess!

Wenn schließlich qualifizierte Arbeitnehmer*innen nach diesem Informationsaustausch zu einem Vorstellungsgespräch bereit sind, finden im Anschluss häufig Q&A-Sessions statt, in denen sich das Team vor stellt und Fragen der Kandidat*innen beantwortet.

Reverse Recruiting Arbeitgeber bewerben sich bei Arbeitnehmer

 

3. Andere Formen des Reverse Recruitings

Eine andere Option für Reverse Recruiting stellen individuelle Karriereevents dar, bei denen sich Unternehmen explizit bei geeigneten Interessenten vorstellen können. Hierfür werden z.B. spezielle Career Nights veranstaltet, wo sich Unternehmen einer bestimmten Branche und qualifizierte Kandidat*innen kennenlernen können.

Das Networking steht hier stets im Zentrum. In einer entspannten Atmosphäre, weit weg vom klassischen Bewerbungsgespräch, lernen die potentiellen Jobinteressenten ihre Arbeitgeber kennen.

Allerdings muss Reverse Recruiting nicht zwingend online oder auf externen Events stattfinden. In In-House Karriereevents werden geeignete Kandidat*innen eingeladen und lernen das Unternehmen aus nächster Nähe kennen. Auf diese Weise erhalten sie einen ersten Eindruck von den Büroräumlichkeiten, den Arbeitsbedingungen und natürlich von dem Team.

Daneben werden in der Regel oftmals Vorträge zu den unterschiedlichen Karrieremöglichkeiten im Unternehmen gehalten. Dieser Ablauf bietet ebenfalls ein ungezwungenes und zugleich höchst informelles erstes Kennenlernen.

Karriereevents gehören zum Reverse Recruiting Prozess

 

4. Fazit zum Reverse Recruiting

Es scheint, dass in der Zukunft die Unternehmen ihre Strategien hinsichtlich der Personalgewinnung und -zufriedenheit zunehmend optimieren oder sogar neu ausrichten müssen, um die Ansprüche der zukünftigen Bewerber*innen zu erfüllen. Dies gilt insbesondere für die "MINT-Berufe", wo die Anzahl an fehlenden Fachkräften graduell ansteigen wird.

Um dem entgegenzuwirken, stellt Reverse Recruiting eine mögliche Lösung für die Mitarbeitergewinnung dar. Hierbei können Unternehmen sowohl durch spezielle Portale als auch persönlich durch interne oder externe Events potenzielle Mitarbeiter an- bzw. von einem Konkurrenzunternehmen abwerben.

Anders als im konservativen Bewerbungsgespräch findet das erste persönliche Kennenlernen in einer entspannten Atmosphäre statt und im besten Fall finden Arbeitgeber und Arbeitnehmer*in so zueinander!

 

 

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Fotos: ©Depositphoto

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